Der Rendite-Vampir

Warum Dir Dein Finanz- oder Vermögensberater keine Indexfonds oder ETFs anbietet – und was Du dagegen tun kannst

Die Entscheidung, wie und wo Du Dein Geld anlegen und damit für deine Zukunft vorsorgen möchtest, ist keine einfache. Deshalb suchst Du Dir dafür wahrscheinlich Hilfe von einem der knapp 38.000 Finanzanlagevermittler in Deutschland. Doch leider spielen zu viele von ihnen ein falsches Spiel und sorgen dafür, dass Du langfristig ausgesaugt wirst.

Du gehst also zu Deiner Bank oder direkt zu Deinem Finanz- oder Vermögensberater und sie versprechen Dir das Blaue vom Himmel: hohe Renditen, kaum Risiko – über die Kosten meist kein Wort. Allerdings gibt es ihre super Konditionen zufällig nur bei den Investmentfonds der hauseigenen Fondsgesellschaften.

Fragst Du nach, warum Dir genau diese Anlageform empfohlen wird, schwärmt der Berater vom Rating seiner ausgesuchten Investmentfonds, von der Expertise des Fondsmanagers, oder den Renditen, die man so nirgends finden würde. In einem Wort: Blödsinn.

Er schmückt alles schön aus, legt Dir noch hübsche Verkaufsunterlagen vor, aber Fragen nach Alternativen sind verboten. Wie wäre es zum Beispiel mit ETFs? Die sollen doch sicher und günstig sein. „Ah ja. Toll, dass Sie sich da schon informiert haben“, sagt er dann vielleicht, „aber nein, das macht keinen Sinn“. Der Subtext: „Du bist Laie, Du verstehst einfach nichts vom Business“. Deshalb bleibst Du künftig lieber still und folgst den Empfehlung des Beraters. Doch von seiner versprochenen Rendite bleibt am Ende nicht viel bei Dir übrig. Vorher wirst Du ausgesaugt.

Wie gehe ich den Rendite-Vampiren aus dem Weg?

Mit Fakten und Wissen! Sei mündig und verstehe, was Du da abschließt. Lass Dir Alternativen aufzeigen (wirkliche Alternativen von unterschiedlichen Gesellschaften!) und falle nicht auf einfache Plattitüden herein. Hier ein paar praktische Tipps für Dein nächstes Gespräch mit Deinem Anlageberater:

  1. Verlange das KIID
    Es gibt zu jedem Fonds ein „Key Investor Information Document“ (KIID). Dort sind die wichtigsten Informationen über den Fonds enthalten, wie etwa die anfallenden Gebühren und Kosten oder die mit einer Anlage verbundenen Risiken. Es ist Dein Recht, das zweiseitige Dokument zu lesen und Dich so zu informieren – und das solltest Du auch tun. Die meisten Berater legen es nur selten freiwillig vor, deshalb musst Du an diesem Punkt aktiv werden.
  2. Lass Dir die Kostenrechnung genau erklären
    In der Beratung wird meist mit abstrakten Hochrechnungen gearbeitet, und schönen Prospekten, die den wahren Inhalt und Auswirkung der Zahlen verschleiern. Ein Vampir gibt sich ja nicht gleich zu erkennen. Hat der Berater Dich überzeugt, machen die Zahlen den Rest der Arbeit und nehmen Dir langsam, aber sicher die Rendite weg. Einmal angezapft, saugen die „laufenden Kosten“, kontinuierlich Dein Geld ab, emotionslos und vertragsgemäß. Du solltest deshalb selbst nachvollziehen können, wo Dein Geld hinfließt.
  3. Lass Dich nicht von geringen Prozentzahlen irren
    Die Vergütungen, die die Fondsgesellschaft jährlich direkt aus den Fonds entnehmen, sind beachtlich. Den meisten fällt das gar nicht auf, denn diese Kosten bewegen sich zwischen 1,5- 2,6 Prozent, was kann das schon ausmachen? Das sind doch Peanuts im Vergleich zur Rendite, die man erwirtschaftet! Leider nicht ganz. Wir rechnen das mal an einem Fonds beispielhaft durch: Der „DWS Champions Select Dynamik LC (ISIN: DE000DWS2W06)“ kommt mit „nur“ 1,86 Prozent laufenden Kosten daher. Klingt wenig, ist es aber nicht. Bei einem aktuellen Fondsvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro macht das insgesamt schlappe 22,32 Millionen an laufenden Kosten. Und wofür zahlt man diese horrenden Gebühren? In unserem Beispiel:
    >ca. 0,3 Prozent für die Verwaltung des Vermögens à 3,6 Mio
    >ca. 0,5 Prozent für das Fondsmanagement à 6 Mio
    >ca. 1,06 Prozent für Vertriebsvergütungen à 12,7 Mio
    >Hinzu kommen noch 5 Prozent Ausgabeaufschlag auf jede Kapitaleinzahlung, die eine Vertriebsvergütung ist.
    >Bei einer Anlage von 18.000 Euro sind das weitere 900 Euro

    Wie gesagt, alles Peanuts.
    Und das war noch nicht alles. Obendrauf kommen:
    >Transaktionskosten von ca. 0,3-3 Prozent und
    >eventuellen Performance Fees von durchschnittlich 0,2-1 Prozent
    in verdeckter Höhe, da diese Kosten aktuell nicht expliziet ausgewiesen werden müssen.
  4. Informiere Dich über Alternativen
    Okay, Du weißt jetzt, dass die vermeintlich niedrigen laufenden Kosten doch gar nicht so niedrig sein können.  Aber gibt es denn bessere Alternativen? Ja, die gibt es. ETFs oder Indexfonds können zum Beispiel eine günstige Lösung sein. Zum Beispiel der Indexfonds „Global Stock Index Fund – EUR Acc“ (ISIN: IE00B03HD191) mit laufenden Kosten von 0,18 Prozent und Transaktionskosten von ca. 0,05 Prozent. Kein Ausgabeaufschlag, kein Fondsmanager, keine Vertriebsvergütungen. Beide Analgen investieren weltweit in Aktien. Im direkten Vergleich entstehen hier aber nur knapp ein Zehntel der laufenden Kosten im Vergleich zu unserem Beispiel von oben. Und für alle Kritiker und Nachrechner gleich vorweggenommen: Ich habe in die Vergleiche die Honorare für einen Honorar-Finanzanlagenberater eingerechnet.
  5. Traue Dir den Schritt zu einem Honorarberater zu
    Wenn Du eine ehrliche und verantwortungsvolle Beratung haben möchtest, die Dir aus allen Angeboten, die passenden für Dich heraussucht, Dir Alternativen aufzeigt und Dich nicht zum Abschluss drängen will, dann traue Dich und suche Dir einen Honorarberater. Ein Honorar-Finanzanlagenberater hat sich per Gesetz dazu verpflichtet, keine Vergütungen von Fondsgesellschaften oder von Depotbanken zu nehmen. Er wird ausschließlich und direkt vom Mandanten bezahlt, deshalb sind seine Vergütungen explizit in Euro in der Vergleichsberechnung ausgewiesen. (Auch der provisionsabhängige Finanzanlagenvermittler muss Dir eigentlich die Kosten in Euro gesetzlich vorgeschrieben nachweisen – dass die meisten Kunden das nicht wahrnehmen, liegt am Verkaufsprozess.) Und die Beratungswahrnehmung wird von den unzähligen Bankberatern und den 37.871 meist abhängigen Finanzanlagenvermittlern geprägt, von denen übrigens der Großteil für einen Finanzvertrieb arbeitet. Denn es stehen aktuell dieser Masse nur 211 ungebundene Berater entgegen. Die Nachfrage regelt den Markt, der Bürger hat es selbst in der Hand. Und eine gute Dienstleistung ist nie kostenlos.

In kürze folgenden Beiträgen geht es um den Unterschied zwischen aktiv und passiv gemanagten Fonds. Und wer nach Betrachtung der Vergleichsrechnungen immer noch glaubt, dass ein Fondsmager nötig ist, der darf gespannt sein.


Quellen / Fakten: